Auf der Himmelsleiter zum Lusen

Unser Ausgangspunkt ist die Igelbus-Halte­stelle Fredenbrücke unterhalb von Waldhäuser (Lusen-Linie). Vom ­Parkplatz folgen wir der Markierung Ranne („umgestürzter Baum“) und überqueren die Kleine Ohe, einen Quellfluss der Ilz. In einem artenreichen Schluchtwald wandert man entlang des plätschernden Baches, begleitet von den Tafeln eines Bergbach-Naturpfades, der uns die einmalige Natur nahebringt. Wir wandern überwiegend durch Laubwald, der Pfad ist dabei teilweise recht steinig und wurzelig. Die Kleine Ohe zwängt sich neben uns zwischen Granitblöcken hindurch. Wer zur rechten Jahreszeit kommt, kann sich auf dem Weg an den Blüten oder Beeren von Himbeere, Brom- und Blaubeere erfreuen. Bald ist die Martinsklause erreicht, ein dunkler, stiller See, der im 19. Jahrhundert für die Holztrift aufgestaut wurde.

Seit Ende der 1970er Jahre wurde der Stausee als Naturdenkmal restauriert und ist heute u. a. Lebensraum der seltenen Wasseramsel. Ein Rundweg führt um den See, Bänke und Schutzhütte laden zur Rast ein. Anschließend folgen wir der Markierung Ranne steil bergauf und bald durch einen Fichtenwald, der 1983 vom Windwurf und 1985 vom Borkenkäfer nahezu zerstört wurde. Ein Jungwald aus kleinen Fichten und Vogelbeerbäumen wächst bereits nach. Die bizarren, silbernen Stämme haben ihren Reiz und passen gut zur Felsschlucht, dem Teufelsloch, das wir durchqueren. Große Granitsteine überdecken das Bachbett der Ohe, die man in der Tiefe grollen hört. Kein Wunder, dass sich viele Sagen um diesen Ort ranken. Der Weg windet sich aus der Schlucht hinaus und geht über in einen Bohlenweg. Auf diesem erreicht man eine Aussichtsplattform. Eine Tafel macht verständlich, dass das Absterben des Waldes zum Kreislauf der Natur gehört, damit sich dann wieder ein kraftvoller, gesunder Wald bilden kann. Allerdings kann das nicht in einem verhältnismäßig kurzen Menschenleben geschehen.

Auf direktem Weg führt der Bohlenweg durch ein Feuchtgebiet zur Böhmweg-Schutzhütte. Schnurgerade leitet uns der Sommerweg, anfangs noch ein bequemer Kiesweg, zu einer Hochebene. Hier haben wir die Möglichkeit, auf den Hochwaldsteig abzubiegen und uns auf dem 400  m langen Lehrpfad über die Fauna der Region zu informieren. Von hier sieht man bereits die Himmelsleiter, eine holprige Steintreppe mit 500 Stufen, die uns das Gipfelerlebnis erkämpfen lässt. Vor allem bei Nässe ist hier aber Vorsicht geboten. Jeder Schritt lohnt jedoch, denn die Aussicht wird immer grandioser, je näher man dem Gesteinsmeer des Lusen kommt: ein riesiges Feld von Granitblöcken, die von grün-gelblichen Flechten überzogen sind. Über allem steht das schlichte Gipfelkreuz. Der Lusen ist einer der höchsten Gipfel (1373 m) im Bayerischen Wald und empfängt uns mit einem umfassenden Panorama. Die Hauptgipfel des Bayerischen und Böhmerwaldes, die Nationalparkgemeinden, die Donauebene und bei Föhn selbst die Alpenkette sind von dort oben zu sehen. Ein Pfad führt nach Norden zum Grenzstein, der nur einige hundert Meter entfernt ist. Nach einer ausgiebigen Rast meistern wir den steinigen Abstieg zum Lusenschutzhaus. Eine geologische Tafel informiert über die Entstehung des Gipfels mit seinem etwa 320 Millionen Jahre alten Gestein. Der bequeme Winterweg führt nun gemächlich bergab – zunächst durch die silbrig-grüne Landschaft, dann überwiegend durch Buchenwald. Zwischendurch lädt uns eine Sitzbank an einem Brunnen zur Rast ein. Der Winterweg endet an der Bushaltestelle Lusen und dem Lusenparkplatz. Von hier aus können wir mit dem Bus wieder bequem zurück zum Ausgangspunkt am Parkplatz Fredenbrücke fahren.